Londonparadise
Würden Sie gerne auf diese Nachricht reagieren? Erstellen Sie einen Account in wenigen Klicks oder loggen Sie sich ein, um fortzufahren.


It's a life, it's a style, it's a need - it's London
 
StartseiteNeueste BilderSuchenAnmeldenLogin

 

 Der Reitplatz

Nach unten 
3 verfasser
AutorNachricht
Chris Tara

Chris Tara


Anzahl der Beiträge : 130

Der Reitplatz Empty
BeitragThema: Der Reitplatz   Der Reitplatz EmptyMo Jan 30, 2012 8:45 am

Der Reitplatz 2Q==
Nach oben Nach unten
Benjamin Tesslow
Musiker
Benjamin Tesslow


Anzahl der Beiträge : 280
Alter : 29
Ort : London

Der Reitplatz Empty
BeitragThema: Re: Der Reitplatz   Der Reitplatz EmptyMi März 28, 2012 6:32 am

cf.: Die Stallungen

Wir kamen auf dem Reitplatz an. Auf dem Weg hierher war es unvermeidbarerweise zu Berührungen gekommen, die mich irgendwie nicht ganz kalt gelassen hatten. Es war kalt hier draußen, auch weil es Abend war, aber es war erträglich und mit Sam hier noch nicht einmal unangenehm. Irgendwie machte ihre Anwesenheit gute Laune. „Okay. Ich würde sagen. Ähm. Aufsteigen wird schon mal die erste Herausforderung.“ Ich starrte das Pferd etwas ratlos an. Es starrte zurück. Ich betrachtete Sam unauffällig. Ihr Gesicht sah irgendwie gezwungen aus. Ich erinnerte mich an ihre vollkommen lockere, lustige Art, die mich so beeindruckt hatte und ich war mir ziemlich sicher, dass sie im Moment diese ernsthafte Fassade trug, weil sie sich nicht sicher war, was sie fühlen sollte. Ging es mir nicht ähnlich?

Heute morgen hatte ich Annabells Facebookseite angeklickt. Sie hatte wieder Bilder mit diesem Kerl hochgeladen. Gestern waren sie, wenn man ihrem Status glauben wollte, gemeinsam (zu zweit) in unsere alte Lieblingsbar gegangen. Ich war mir sicher gewesen, dass sie sich genauso schwer tun würde, von mir loszulassen, wie ich von ihr. Die Chancen standen gut, dass sie ihren Beziehungsstatus innerhalb weniger Stunden auf 'vergeben' umstellte. Darüber hatte ich mir schon öfter Gedanken gemacht. Ich wäre wohl erstmal ein wenig verzweifelt. Ich hing so an ihr und, wenn ich ehrlich war, dann würde ich sagen, dass ich sie trotz allem irgendwann heiraten würde. Ich hätte sie geheiratet. Wenn ich alle Entscheidungen rückgängig machen könnte, dann wüsste ich, dass ich es tun würde. Ich würde all mein Geld sparen und ihr einen gottverdammten Ring kaufen mit diesen merkwürdigen Steinen darin, die sie so toll fand. Mit sechzehn hatte ich ihr mal einen Ring aus Papier geschenkt, weil ich mir so sicher war, dass ich sie heiraten würde. Sie hatte gelacht und 'ja' gesagt und hatte ihn solange getragen, bis er irgendwann auseinandergefallen war. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich weggegangen war, hatte sie seine Überreste in einer Schublade aufbewahrt. Was jetzt damit war, wusste ich nicht.
Andererseits hatte ich hier meine neuen Freunde. Ich hatte meine kleine Emmi, auf die ich niemals verzichten wollen würde und Cat, meine Wasauchimmersiewar. Und nun hatte ich Sam. Und ich war mir sicher, dass ich sie vermissen würde, wenn sie nicht hier wäre. Das war einfach eine Vermutung, ein Gefühl, eine Ahnung. Die Art und Weise, wie sich das Pferd ansah, wie sie lächelte wenn sie ihren Blick wendete. Die Sanftheit ihrer Stimme, der vertraute irische Akzent. Das alles fiel mir bei ihr auf. Sie strahlte so viel mehr aus als körperliche Schönheit, dass es mir eine Gänsehaut verpasste.
Ich riss mich selber aus meinen Gedanken. Ich sollte meinen Kopf im Spiel halten und nicht wieder abdriften. Das passierte mir zu häufig. „Also.. wie stellen wirs an?“, fragte ich und sah sie an. Ihre Augenfarbe bildete einen krassen Kontrast zu ihrem roten Haar, wie mir auffiel. „Willst du zuerst? Soll ich dich draufheben?“ Gott sei Dank waren meine Arme trainiert, auch wenn das so ziemlich das einzige wirklich gut trainierte Körperteil meinerseits war.
Nach oben Nach unten
Samantha West
Besitzerin 'Queen of Rock 'n' Roll'
Samantha West


Anzahl der Beiträge : 129

Der Reitplatz Empty
BeitragThema: Re: Der Reitplatz   Der Reitplatz EmptySo Apr 01, 2012 7:46 am

cf: Stallungen

Es war kalt hier draußen, wie ich in den ersten paar Sekunden feststellte. Gottverdammt kalt. War es vorhin, al ich hierher gekommen war auch schon so kalt gewesen? Ich unterdrückte den Drag mir die Arme um den Oberkörper zu schlingen, schließlch hielt ich n der einen Hand j noch immer das Halfter des Pferdes. Ein Zaumzeug wäre eine ganz sinnvolle Idee gewesen, wie mir nun auffiel. Doch dass ließ sich jetzt auch kaum mehr ändern.
Den ganzen Weg über schwiegen wir und nur unsere Schrritte und die Schritte des Tieres, jedesmal wenn seine Hufe auf den Boden trafen, waren das Einzige Geräusch hier draußen. Doch es war keine unangenehme Stille. Ab und an warf ich Ben einen Blick zu, doch er schien so sehr in seine eigenen Gedanken vertieft, dass er es wohl kaum mitbekommen hatte. Jedes Mal blickte ich ohnehin schnell wieder weg schließlich wollte ich ihn nicht ungeniert anstarren. Was mir bei Ben durchaus hätte passieren können. Ehe mir ein iefes Seufzen über die Liopen kommen konnte, hatten wir den großen, eingezäunten Reitplatz erreicht. Natürlich waren wir die Einzigen hier draußen, es hätrte mich auch überrascht wenn es anders gewesen wäre. Kurz überlief mich bei dem Anblick des völlig Menschenleeren Platzes ein kalter Schauer. In Irlad war auf dem Reitplatz zu jeder Stunde etwas losgewesen, man war niemals allein gewesen. Diese Lebensfreude fehlte mir, und sie war ohnehin dass was ch mit dem Reiten verband. Lebensfreude und Freiheit. Zum Glück riss mich Bens Stimme aus meinen trostlosen Gedanken. Seine Worte entlockten mir ein Lächeln. Ein Sattel hätte das Ganze doch vielleicht vereinfacht. Noch immer lächelnd drehte ich mich nun vollends zu Ben herum.
"Ich glaub wir hätten doch ´nen Sattel nehmen sollen", meinte ich und blickte zu dem Tier hinüber. Es war wirklich ziemlich... groß. Ich betrachtete das Pferd noch einen Moment und lächelte. Wie ich diesen sanften Blick dieser Tiere aus ihren großen, treuherzigen Augen doch vemrisst hatte! Ben schwieg eine ganze Weile und als ich ihn anblicktte merkte ich, dass seine Augen einen nachdenklichen, fast schon abwesenden Ausdruck angenommen hatten und sein Gesicht wirkte auf eine bstimmte Art und Weise... gequält. Ich wusste nicht genau wieso, doch mir jagte dieser Ausdruck einen schmerzhaften Stich durch mein Herz. Gerade öffnete ich den Mund um etwas zu sagen, da blinzelte er schon und war wieder in der Wirklichkeit angekommen. Sene Frage kam daher ziemlich überrumpelnd und ich merkte erst jetzt, dass ich ihn eingehend angestarrt hatte.
"Äm..", machte ich und brauchte einen Moment um mich zu sammeln, "...Hebst du mich rauf? Und dann helf ich dir, sodass du dich hinter mich setzt?"
Nach oben Nach unten
Benjamin Tesslow
Musiker
Benjamin Tesslow


Anzahl der Beiträge : 280
Alter : 29
Ort : London

Der Reitplatz Empty
BeitragThema: Re: Der Reitplatz   Der Reitplatz EmptySo Apr 01, 2012 9:21 am

Vielleicht bildete ich es mir ein, aber ich hatte das Gefühl, dass Sam jedes Mal schnell den Blick abwendete, wenn ich zu ihr herüber sah. Es fühlte sich manchmal ein bisschen so an, als wären wir in der Schule und zu schüchtern uns anzusprechen, obwohl wir wussten, dass es nötig war. Verdammt, ich musste echt mit ihr darüber reden, wie ich mich fühlte. Ich wünschte nur, ich wäre besser darin, über meine Gefühle zu reden. Für gewöhnlich schrieb ich sie auf Papier und beließ es dann dabei. Wenn man von der altbekannten Ausnahme absah... Ihr Vorschlag hörte sich gut an, also nickte ich. „Okay, das klingt annehmbar.“, meinte ich mit einem schmunzeln und nahm Sam unter die Arme, um sie hochzuheben. Diese Nähe sollte mir unangenehm sein. War sie aber nicht. „Auf drei.“, kündigte ich an und zählte runter. „Eins. Zwei. Drei.“ Ich hob sie hoch und schon war sie auf dem Pferd. Schneller als gedacht. Nun musste nur noch ich auf dieses Tier kommen. Ich seufzte und redete mir selber Mut ein. Ein echter Ire hatte keine Angst vor so einem dämlichen Pferd. Also gab ich Sam eine Hand und stieß mich vom Boden ab. Mit Ach und Krach landete auch ich auf dem (überraschend hohen) Pferd und war erstmal erleichtert noch nicht tot zu sein. „Hmm.. das wärs schonmal. Wie gibt man hier Gas?“, fragte ich. Als ich die Frage ausgesprochen hatte, merkte ich schon wie dumm sie klang. Als wäre das Pferd ein Auto, bei dem man aufs Gaspedal drücken konnte. Ich konnte nicht umhin wieder leicht zu erröten, weshalb ich froh war, hinter ihr zu sitzen.
„Weißt du Sam. Eigentlich war es vielleicht gar nicht so schlimm, was wir getan haben. Ich meine... So was ist doch irgendwie.. normal? Oder? Und ich muss die ganze Zeit-.“ Ich hörte auf. Ich hasste es, über meine Gefühle zu reden und noch dazu mit Sam. Bei ihr fühlte ich mich zwar einerseits sicher, andererseits aber, fühlte ich mich wie ein kompletter Vollidiot. Das war doch nicht normal...
Nach oben Nach unten
Samantha West
Besitzerin 'Queen of Rock 'n' Roll'
Samantha West


Anzahl der Beiträge : 129

Der Reitplatz Empty
BeitragThema: Re: Der Reitplatz   Der Reitplatz EmptyDo Apr 05, 2012 4:28 am

Die Wärme des Tieres zwischen meinen beinen zu püren - dass war es das ich für so lange Zeit vermisst hatte. Die Empfindung lenkte mich sogar von den Gefühlen ab, die sich in Bens Gegenwart in meinem Magen breit zu machen schienen, so flatternd und ungestüm wie ein Schwarm Schmetterlinge. Naja, es half etwas, lenkte mich ab, doch das Gefühl würde wohl nie ganz verschwinden. Und ich würde es niemals verstehen. Meine Hände strichen sanft durch die weiche Mähne des Pferdes und ich hörte wie es ein zufriedenes Schnauben autieß, welches mir ein glückliches Lächeln auf die Lippen zauberte. Ich warf einen Blick über die Schulter und schaute auf Ben hinab. Man, das Pferd war wirklich größer als ich gedacht hatte. "Kommst du noch?", fragte ich ihn mit frechem Grinsen und neckisch schief gelegtem Kopf. Vielleicht hatte Ben es sich ja doch anders überlegt? Der Gedanke an die Nähe zwischen uns, unsere Körper ganz dich beieinander machte mich einen Moment ganz kribbelig und ich konnte nur mit Mühe ein Seufzen unterdrücken. Doch Ben hatte es sich, ganz zu meiner Freude, nicht anders überlegt. Er nahm einmal geielt Anlauf, spannte die Muskeln an und schon landete er, zwar nicht gerade die Anmut in Person, doch er stellte sich gar nicht mal schlecht an wie ich fand, hinter mir auf dem Pferderücken. Unsere Körper waren sich tatsächlich so nahe wie ich gedacht hatte, mein Rücke lehnte an seiner Brst und ich konnte sowohl das Heben und Senken seines Brustkorbes bei jedem Atemzug spüren, als auch seinen warmen Atem in meinen Haaren. Kurz war ich wie erstarrt, konnte mich nicht bewegen und mein Herzschlag beschleunigte sich. Es fühlte sich so gut an ihm o nahe zu sein... Hoppla, was war das denn? Ehe ich den Gedanken genauer realisiert hatte brachten mih seine nächsten Worte zum Lachen. Er hatte für jede Situation einfach immer genau die richtigen Worte. "Ein Pferd ist kein Auto, mein Lieber", korrigierte ich ihn lächelnd und warf ihm einen schneellen Blick über die Schulter zu. Sein Gesicht war meinem näher als ich gedacht hätte und diese nähe überrumpekte mich, also drehte ich haastig wieder den Kopf weg, "Zuerst einmal solltest du dich vielleicht festhalten. Leg... die Arme um mich." Oh, durch meine Körper war tatsächlch ein kleiner Schauer gefahren und dieser hatte das Stocken in meiner Stimme verursacht. Ich spürte wie prickelnd das Blut in meine Wangen schoss, doch glücklicherweise konnte er es nicht sehen.
Nach oben Nach unten
Benjamin Tesslow
Musiker
Benjamin Tesslow


Anzahl der Beiträge : 280
Alter : 29
Ort : London

Der Reitplatz Empty
BeitragThema: Re: Der Reitplatz   Der Reitplatz EmptyDo Apr 05, 2012 9:09 pm

Natürlich war das kein Auto. Wie blöd von mir. Doch da ich solche Dinge von mir ja gewohnt war, beschloss ich mich nicht über mich selber aufzuregen, sondern mich darauf zu konzentrieren, nicht von diesem Riesenvieh runter zu fallen. Obwohl ich zugeben musste dass sich das Pferd unter mir, mit all seiner Kraft und widersprüchlicher Graziösität, gut anfühlte. Außerdem fühlte man sich von hier oben irgendwie... cool? Das war also das simple Geheimnis aller Cowboys. Wäre ich allein hier hätte sich sicherlich meine Kindischkeit sich ihren Weg nach außen gebahnt und ich hätte so getan als würde ich durch die Prärie reiten, mit Lasso und Gewehr. Doch da Sam hier war, kam ich auf diesen Gedanken überhaupt nicht. Ihre Nähe lenkte mich von allem ab. Ihr Rücken lehnte an meiner Brust, sie musste sicherlich jeden Atemzug spüren, wenn nicht sogar jeden Herzschlag. Nun, das wäre peinlich. Denn dieser hatte sich seit ich hier oben war schmerzlich verschnellt. Und obwohl mich die ganze Auf-einem-Pferd-sitzen-Sache nicht ganz kalt ließ, war ich sicher, dass es nicht daran lag. Zum größten Teil zumindest.
Ich legte also meine Arme um sie, um mich festzuhalten. Meine Hände trafen sich über ihrem Bauch. Nun konnte ich auch ihre Atmung spüren. Es klang verrückt, doch in dieser Sekunde, in der wir nur dort oben saßen und... atmeten, veränderte sich etwas. Es war, als würde nicht mehr die Handlung im Vordergrund stehen. Nicht, dass sie mir zeigen wollte, wie schön reiten war, sondern schlichtweg dieser Augenblick und die Nähe. Dieser Moment und all die Gefühle und Gedanken.
Mann. Neben dem Fakt, dass ich in London ein emotionales Wrack geworden war, glichen meine Gedanken nun auch noch den Zeilen eines Kitschromans. 'Gut gemacht, Ben.', lobte ich mich selbst in klarem sarkastischen Tonfall.
Irgendwas in mir wollte diese Sekunden für immer festhalten. Ein anderer Teil wollte endlich mit Sam reden. Endlich Antworten darauf, wie es in ihr aussah. Obwohl ich mir fast sicher war, dass sie ähnlich dachte und fühlte wie ich. Wieder ein anderer Teil wollte die Quatscherei über Gefühle überspringen und sie küssen. Wenn da nicht der vierte Teil von mir wäre, der all das für schwachsinnig erklärte und fand, dass ich endlich mal klarkommen müsste und mich innerlich anschrie, was ich hier mit einer vergebenen Frau machte. Die ganze Situation war doch... absurd. Ich war nie jemand gewesen der nachdachte. Ich war überstürzt, chaotisch und spontan. Ich hatte etwas übersteigertes Selbstvertrauen und stand einfach auf, wenn ich fiel. Metaphorisch gesprochen natürlich, denn wenn man fiel und sich ein Bein brach funktionierte die Steh-auf-und-mach-weiter-Sache nicht so wunderbar. Doch weil hier ein einziger falscher Schritt alles kaputt machen könnte, war ich vorsichtig. Dachte ich zumindest. Denn auf einmal konnte ich der ganzen Spannung hier nicht mehr ordentlich standhalten. Stattdessen berührten meine Lippen ganz zart ihren Nacken. Mehr nicht. Nur diese Berührung. Ich wollte mich sofort entschuldigen und ihr sagen, dass es vielleicht besser wäre, wenn ich jetzt ginge. Doch das tat ich nicht. Ich blieb einfach hier und wartete die Momente bis zu ihrer Reaktion ab. Sie zogen sich Pizzakäse.
Nach oben Nach unten
Samantha West
Besitzerin 'Queen of Rock 'n' Roll'
Samantha West


Anzahl der Beiträge : 129

Der Reitplatz Empty
BeitragThema: Re: Der Reitplatz   Der Reitplatz EmptyFr Apr 06, 2012 12:42 am

Bens Schweigen machte mich ein bisschen unruhig. Naja, viel unrhiger als ich ohnehin schon war konnte ich kaum noch werden... ein Haufen Unruhe wie ich da vor ihm auf dem warmen Rücken des Pferdes saß. Warum sagt er nichts?, fragte ich mich nervös und das Geräusch das es machte als ich schluckte erschien mir laut genug dass er es hören konnte. Nun legte Ben seine Arme um mich und ich wurde noch enger an ihn gedrückt. Wie gut sich das anfühlt, dachte ich und hätte mich noch im selben Moment für diesen Gedanken am Liebsten geschlagen. Mein Herzschlag wurde schneller und ganz gegen meinen Willen wurde meie Atmung ein wenig flacher. Warum? Befürchtete ich, ganz tief in meinem Unterbewusstsein, er könnte meinen Bauch zu "fett" finden? Tze, ich wusste ganz genau dass ich eine schöne schlanke Figur hatte. Nicht zuletzt weil William mir das regelmäßig sagte... weil ic in seinen Augen sogar noch wenn ich morgens mit völlig zerzusten Haaren aufwachte die schönste Frau war, die es für ihn auf der Welt gab. Der Gedanke an William schmerzte, oh ja, das tat er. Es tat so weh an ihn zu denken, während mein Herz gleichzeitig unter Bens Berührung viel zu schnell schlug. Für einen kurzen Moment schloss ich die Augen um meinen Herzschlag und meine Atmung etwas unter Kontrolle zu bringen. Es hätte mir von Anfang an klar sein sollen, dass das Ganze hier keine gute Iddee war. Und warum hast du es dann trotzdem getan?, fragte eine beißend sarkastische innere Stimme und ich biss die Zähne fest aufeinander und öffnete wieder die Augen. Ja, warum eigentlich? Weil ich naiv, blöd und leichtsinnig war? Weil ich eine verdammte kleine Sclampe war, die ihren Freund betrog? So sehr mein Verstand auch vor diesen Gedanken zu fliehen versuchte, ich wusste das dass alles hier ein Fehler war. Doch, noch war es nicht zu spät auszusteigen. Gerade hatte ich vorgehabt mich zu Ben umzudrehen. Ich wollte ihm tief in die grünen Augen sehen und sagen, dass das Ganze keine gute Iddee war. Dann würde ich vom Pferd absteigen und gehen. Das war der Plan, zumindest in der Theorie. Doch das die Praxis häufig ganz anders aussah, dass war mir klar und natürlich machte es die Situation nicht einfacher. Doch auch das nahm ich in Kauf, denn jede Sekunde die ich hier noch länger saß drohte ich an meinem schlechten Gewissen und der Erinnerung an William, meinen Freund der mich liebte... den ich liebte? Warum zum Teufel machte ich hinter diesen Satz ein Fragezeichen?! Es hätte eine überzeugte Aussage sein sollen, zum Teufel! Das war es, der meinem theoretischen Plan den letzten kleinen Schubs gab. Gerade richtete ich mich ein wenig auf und drehte den Kopf, bloß ein winziges Stückchen, doch mitten in der Bewegung erstarrte ich. Ich konnte Bens Atem auf meinem Haar spüren, seinen warmen Atem in meinem Nacken und... seine Lippen. Küsste er mich? Er küsste mich... oder vielmehr meinen Nacken. Ich blieb sitzen, bewegungslos. Was soll das?, fragte eine beißende Stimme, die Stimme der Vernunft, Warum lässt du es zu? Doch mein Körper war wie gelähmt von den Empfindungen... den schönen Empfindungen, dem Schauer den er durch die Berührung in mir auslöste. Schließlich, ich hätte es kaum mehr für möglich gehalten, gelang es mir doch den Kopf herum zu drehen und ihn anzusehen. Na los, drängte die Stimme der Vernunft, Vergiss deinen Entschluss nicht. Doch es war nicht so einfach sich zu konzentrieren. Ben und mein Gesicht waren sich ziemlich nahe... näher als gut für mich war. Ich schluckte und versuchte mich verzweifelt an meinen Entschluss, meinen Plan den ich eben gefasst hatte, zu erinnern. Doch das alles schien sich zu einem einzigen schwarzen Loch in meinem Kopf entwickelt zu haben als ich ihm in die Augen blickte. Diese schönen, typisch irischen, grünen Augen. "Ben", begann ich leise und stockend, "Ich wollte...ich sollte..." Ja, was zur Hölle?, fragte die Vernunft, doch ich hörte es in diesem Moment kaum. Alles was ich sah waren seine grünen Augen, alles was ich roch war sein Duft, alles an das ich denken konnte war er. Ich war verrückt, aber auch dass kümmerte mich in dem Moment kaum. Langsam hob ich meine Hand und legte sie ihm auf die Wange. Ich spürte Bartstoppeln, aber das störte mich nicht. Langsam strich meine Hand seine Wange hinab, zu seinem Kinn. Auch dort waren ein paar Stoppeln zu spüren, doch ich war völlig fasziniert davon. Und dann, ich wusste es war idiotisch, verrückt, dumm, naiv, eichtsinnig... und sonst was noch, beugte ich mich vor und küsste ihn.
Nach oben Nach unten
Benjamin Tesslow
Musiker
Benjamin Tesslow


Anzahl der Beiträge : 280
Alter : 29
Ort : London

Der Reitplatz Empty
BeitragThema: Re: Der Reitplatz   Der Reitplatz EmptyFr Apr 06, 2012 1:21 am

Die Sekunden, bis Sam etwas tat waren lang. Viel zu lang. Ein Atemzug hätte genauso gut eine Minute sein können. Als sie begann etwas zu sagen, schien mein so sorgsam errichtetes Kartenhaus ineinander zu fallen. Na ja. Was hieß schon sorgsam errichtet? Hatte ich nicht gerade überstürzt eine Frau geküsst, von der ich ganz genau wusste, dass sie eine verbotene Frucht war? Hatte ich nicht alles darauf angelegt von ihr abgewiesen zu werden? Und hatte ich nicht genau gewusst, dass das hatte kommen müssen? Sie sah verzweifelt aus. Aus ihren hellblauen Augen, die selbst in der Dunkelheit noch einen blendenden Kontrast zu dem Rest von ihr abgaben sprach die Unsicherheit. Am liebsten hätte ich einen Rückspulknopf gedrückt, um nie von ihr abgewiesen zu werden. Die Unklarheit war bes-... Moment! Jäh brach mein Gedankenfluss ab. Was war das? Während ich mich in Gedanken zerfleischte, spürte ich wie Sams Lippen sich auf meine legten. Ohne Vorwarnung. Hatte sie nicht gerade gesagt, dass sie das lassen sollten? Nein.. eigentlich hatte sie das nicht.

So vertraut sie sich anfühlte, desto unerwartet und überraschend kam dieser Kuss. Ich schloss die Augen. Ich wollte mich darauf konzentrieren, was gerade passierte. So sehr ich mir auch gewünscht hätte, dass mich das Ganze hier kalt lassen würde und dass ich heim gehen könnte, mit Cat reden und mit ihr zusammen kommen würde, desto klarer wurde es mir, dass Sam längst kein One Night Stand mehr war. Ich wusste nicht was genau, aber es musste doch etwas heißen, dass sich meine Wangen in ihrer Gegenwart ständig meiner Haarfarbe anpassten. Und dass mein Herz beschloss ein paar Schläge ausfallen zu lassen, wenn ich sie erblickte. Dass jede Sekunde, in der ich bloß hier mit ihr saß mich glücklicher machte, als eine Stunde Sex mit Cat (so leid es mir auch tat).

Ich erwiderte ihren Kuss. Nicht sonderlich heftig oder fordernd, aber genug, um ihr zu zeigen, dass ich keinen Sinn darin sah aufzuhören. Nicht jetzt. Oder überhaupt? Wenn es nach mir ginge könnten wir für immer hier bleiben. Diese Position war irgendwie ungünstig. Musste ihr Nacken nicht irgendwie verkrampfen? Das und das Bedürfnis eine Frage zu stellen, brachten mich nun doch dazu, aufzuhören. Ich ging nur ein oder zwei Zentimeter von ihrem Gesicht weg. Genug um mit ihr zu reden, aber so, dass ich ihren Atem noch spüren konnte. „Sam.“, sagte ich und wusste nicht wirklich, wie ich das formulieren sollte. „Ich...“, begann ich. „Du weißt gar nicht wie glücklich mich das Alles hier macht. Aber... bist du dir sicher?“ Das war die beschißenste Frage, die ich hätte Stellen können. Natürlich war sich nicht sicher. Sie hatte doch ihren verdammten Freund und ein Gewissen, auch wenn es im Moment auf Standby zu stehen schien. Aber ich musste sie das fragen, sonst hatte das alles keinen Sinn.
Nach oben Nach unten
Samantha West
Besitzerin 'Queen of Rock 'n' Roll'
Samantha West


Anzahl der Beiträge : 129

Der Reitplatz Empty
BeitragThema: Re: Der Reitplatz   Der Reitplatz EmptyFr Apr 06, 2012 2:06 am

Das Gefühl das mich bei dem Kuss durchflutete war mir vertraut. Es war wie beim ersten Mal, wie unser erster Kuss vor kurzer Zeit in meiner Bar. Damals war es der Alkohol gewesen der unser beider Sinne vernebelt hatte. Der Alkohol war eine kleine Möglichkeit für mich gewesen eine Ausrede zu suchen. Wir waren beide betrunken gewesen, niemand von uns hatte so recht kontrollieren können was wir da taten. Es war eine Entschuldigung, wenn auch eine winzige, die mir einen kleinen Teil der erdrückenden Schuldgefühle im Nachhinein von den Schultern genommen hatte. Aber was war das hier? Wir waren beide nüchtern, bei klarem Verstand... und trotzdem küssten wir uns und weder ich noch Ben schienen damit aufhören zu können. Sogar die messerscharfe Stimme meines gesunden Menschenverstandes war in diesem Moment still und gab keinen Ton von sich. Und mein Gehirn hatte sich ohnehin schon längst abgeschaltet, sonst wäre es wohl niemals so weit gekommen. Ich lebte in diesen Sekunden lediglich von den Gefühlen die der Kuss in mir auslöste und dem Rauschen meines Blutes, welches mein schneller Herzschlag durch meinen Körper pumpte. Denn zu leugnen das mich dieser Kuss kalt ließ hätte ohnehin keinen Sinn gehabt. Ich war diejenige die ihn begonnen hatte und diesesmal gab es kein kleines Monster namens Alkohol das meine Handlungen beeinflusste. Ich allein trug die Verantwortung.
Genauso schnell wie der Kuss begonnen hatte, genauso schnell hörte er auch wieder auf. Ich war nicht diejenige die aufhörte und erschreckend stellte ich fest, dass ich es wohl noch nicht einmal gekonnt hätte, sondern Ben war es der den Kopf zurückzog. Zwar nur ein paar Zentimeter, doch trotzdem hatte ich plötzlich das Gefühl, das man mir etwas wichtiges genommen hatte. Einen Arm vielleicht oder ein Bein. Blinzelnd öffnete ich die Augen und sah in die von Ben, seine unglaublich schönen, moosgrünen Augen, die mich jedes Mal vergessen zu lassen schienen wer ich war. Naja, zumindest taten sie das in diesem Moment. Kurz überprüfte ich in Gedanken ob an mir noch alles dran war und stellte fest, dass mein Körper noch ganz war. Was man von meinem Herzen kaum behaupten konnte. Nun, jetzt wo wir uns nicht mehr küssten, holte mich mein Gehirn und mein Verstand schlagartig ein. Erschrocken zog ich die Luft zwischen den Zähnen scharf ein, als mir so richtig bewusst wurde was gerade passiert war. Ich. bin. eine.Schlampe. Diese Worte hämmerten immer wieder durch meinen Kopf und verursachten mir in wenigen Sekunden rasende Kopfschmerzen. Mein Nacken fühlte sich inzwischen völlig verkrampft an, aber es war ja auch kein Wunder bei der Art und Weise wie ich mich verdrehte um ihn anzusehen. Dennoch spürte ich die Schmerzen kaum. Ich blickte in Bens Gesicht und seine Worte stachen spitz in meine Ohren hinein. Erschrocken blickte ich ihn an. Das hatte er jetzt nicht gerade ernsthaft gefragt oder? "Ben", hörte ich mich leise sagen und noch immer konnte ich meinen Blick nicht von seinem Gesicht lösen, "Ich... ich bin mir verdammt nochmal nicht sicher! Wie stellst du dir das denn vor?" Ich blickte ihn an und spürte in dem Moment wie es in meinen Augen zu brennen begann. Verbissen kämppfte ich gegen die Tränen an, denn zu heulen war das letzte was ich jetzt noch wollte, "Ich... ich weiß selbst nicht was da gerade in mich gefahren ist. Es ist... einfach so passiert verstehst du?" Ich zwang mich einmal tief Luft zu holen. Noch immer sah ich ihn an, konnte seinen warmen Atem auf meinem Gesicht spüren und ich hatte noch immer das Gefühl seine Lippen würden sch auf meinen befinden. "Ich weiß dass ich das nicht sollte, aber es ändert nichts...", hauchte ich fast tonlos und wünschte mir noch im selben Moment ich könnte eien Recept Knopf drücken und den Kuss rückgängig machen. Aber das konnte ich nicht. "Es ändert nichts...", ich schaffte es kaum die Worte über die Lippen zu bringen aber ich wusste das er sie verdient hatte, "Nichts an dem was du in mir auslöst. Ich verstehe es nicht, aber... es ist trotzdem da. Und es fühlt sich an als würde es mein Inneres zerreißen, dieses ganze Hin-und-Her zwischen meinen Schuldgefühlen William gegenüber und dem ganzen hier. Dieser ewige Kampf, dieser ewige Wechsel zwischen richtig und falsch...", sagte ich und die Worte kamen mir zum ersten Mal über die Lippen. Und ich wusste das es die Wahrheit war. Genau so sah es in meinem Inneren aus und es war das erste Mal, dass ich es versucht hatte in Worte zu fassen. Aus großen Augen blickte ich Ben a und wartete seine Reaktion ab. Vielleicht hatte ihn mein Wortschwall ja förmlich erschlagen?
Nach oben Nach unten
Benjamin Tesslow
Musiker
Benjamin Tesslow


Anzahl der Beiträge : 280
Alter : 29
Ort : London

Der Reitplatz Empty
BeitragThema: Re: Der Reitplatz   Der Reitplatz EmptyFr Apr 06, 2012 9:48 am

Ich hatte Angst vor ihrer Reaktion gehabt. Davor dass sie beschließen würde, dass sie zu William gehen musste und mich vergessen musste. Ihre wirkliche Reaktion war etwas forscher als erwartet.
Tja. Wie hatte ich es mir vorgestellt? Ich wusste es nicht, deshalb fragte ich ja. Verdammt, die Frage war wirklich beschissen gewesen. Natürlich war sie sich nicht sicher. Sie würde nicht einfach beschließen ihren Langzeitfreund zu verlassen für einen dahergelaufenen One Night Stand. Und obwohl diese Antwort zu erwarten gewesen war, verletzten mich ihre Worte. Und ich wollte nicht, dass sie das sah. Die beste Möglichkeit Trauer zu überspielen war Wut. Und die hatte ich auch, aber nicht auf Sam gerichtet. Nur auf mich, weil ich dumm genug gewesen war zu glauben, dass aus dieser Sam-Geschichte mehr werden könnte.
Ich sah in Sams Gesicht und stellte erschrocken fest, dass Tränen in ihren Augen standen. Ich war kein guter Tröster. Annabell hatte ich getröstet, aber nur selten, weil sie es sowieso nicht sonderlich mochte, und auch dann hatte ich sie nur in den Arm genommen und Kinderlieder gesummt. Und das war jetzt nicht angebracht, vor allem nicht von mir. Ich wollte irgendwas tun, ich fühlte mich verdammt machtlos und überfordert in diesem Moment.
Sam schien noch nicht zu Ende geredet zu haben. Ich hatte Angst vor dem, was sie sagen würde. Und irgendwie behielt ich damit auch Recht. Was dachte sie eigentlich? Sie konnte mich doch nicht einfach küssen und mich dann dafür auch noch... Ich hörte auf. Vorwürfe waren falsch. Ich seufzte leise. "Tut mir Leid, Sam.", meinte ich, ohne mich von ihrem Gesicht zu entfernen. "Glaubst du mir geht es anders? Ich denk die ganze Zeit an dich, obwohl ich weiß, dass du jemanden hast der dich liebt. Und den du offenbar auch liebst, oder? Und jedesmal wenn ich dich sehe hab ich dieses scheiß schlechte Gewissen, weil ich nichts lieber will als nie wieder von dir weg zu gehen, und das obwohl ich weiß dass es falsch ist. Und ich sollte das hier nicht tun. Mit jeder Sekunde die ich bei dir bin, ramm ich Cat Messer durchs Herz, Sam. Aber... ach verdammt." Ich hatte nur bei den letzten Worten die Stimme etwas gehoben. Was wollte ich sagen?? 'Ich liebe dich'? Das funktionierte so schnell nicht. "Ich kann nicht ohne dich Sam." Und das war die Wahrheit. "Um ehrlich zu sein... wenn ich bei dir bin denk ich weder an Annabell noch an jemand anderen. Mir ist dann scheißegal wie es Cat geht weil ich bei dir so... glücklich bin? So glücklich wie seit Ewigkeiten nicht." So war es. Auch wenn es mir vielleicht erst beim Aussprechen dieser Worte klargeworden war. Das waren die Tatsachen.
Nach oben Nach unten
Samantha West
Besitzerin 'Queen of Rock 'n' Roll'
Samantha West


Anzahl der Beiträge : 129

Der Reitplatz Empty
BeitragThema: Re: Der Reitplatz   Der Reitplatz EmptySa Apr 07, 2012 2:01 am

Panik schnürrte mir die Kehle zusammen und machte mir die Brust eng, sodass ich das Gefühl atte kaum mehr Luft zu bekommen. Was tat ich hier eigentlich? Was sollte ich tun? Ich wusste genau, dass es das Beste wäre einfach zu gehen. Das Beste für mich. Doch, ebenso war mir bewusst, dass ich Ben damit wehtun würde... und mir selbst wahrscheinlich auch. Und was war mit William? Wenn er uns nun sehen könnte würde es ihm das Herz brechen. Dieser Gedanke veranlasste mich vor Bens Gesicht zurück zu zucken wie vor einer giftigen Schlange. Sofort danach flammten Schuldgefühle in mir auf und ich blickte ihn mit einem entschuldigenden Blick an. Diese ganze Situation kam mir so auswegslos vor. Egal was ich tat, ich verletzte Menschen die mir etwas bedeuteten... und mich selbst. Wenn ich jetzt gehen würde, dann würde ich all das ignorieren was ich für Ben empfand, was er in mir auslöste, und ich würde ihn vor den Kopf stoßen. Wenn ich blieb würde mich mein schlechtes Gewissen von Innen auffressen und ich würde William das Herz brechen. Es war ein Teufelskreis. Ich war drauf und dran die Finger in meinen roten Locken zu vergraben und einfach, wie ich es als kleines Kind immer gemacht hatte wenn ich so verzweifelt war und keinen Ausweg wusste, angefangen zu heulen. Doch da ich wusste dass es mir nicht weiterhelfen würde ließ ich es bleiben. Ich biss mir fest auf die Lippen und sah Ben noch immer an.
"Nein Ben, mir tut es leid", stieß ich sanft hervor und konnte eine Hand gerade noch so aufhalten, bevor ich ihm über die Wange gestrichen hätte. Das wäre mit Sicherheit keine gute Geste gewesen. Er blickte mich weiterhin an und meine Worte schienen ihm Angst zu machen. Naja, mir machten sie wahrscheinlich ähnlich viel Angst wie ihm. Ich hatte Angsst etwas falsches zu entscheiden und die Entscheidung später sogar zu bereuen. Das war mir schon viel zu oft in meinem Leben passiert. Ich schloss die Augen und holte zitternd tief Luft während ich hörte was er sagte. Seine Worte lösten einen seltsamen Gefühlscoctail in mir aus. Einerseits machten sie mich unglaublich glücklich und ich wäre ihm am liebsten um den Hals gefallen. Andererseits ließen sie meine Verzweiflung nur noch größer werden. "Ben... ich weiß nicht was ich sagen soll." Und das war die Wahrheit. Alle meine Gedanken wirbelten in meinem Kopf umher, in meinen Augen bildeten sich wieder Tränen, doch ich riss mich zusammen. "Es wäre gelogen wenn ich sagen würde, dass du mir egal bist", gab ich leise flüsternd zu, "Das bist du nicht, Ben. Mein Gewissen sagt mir, dass unser One Night Stand ein Fehler war, meine Gefühle für William sagen mir das... aber mein Herz? Es wäre alles so viel einfacher wenn es wirklich nur...", ich brach ab, denn mir fehlten einfach die Worte. Ich war noch nie besonders gut darin gewesen meine Gefühle in Worte zu fassen. "Ich möchte dir nicht wehtun", begann ich vorsichtig erneut, "Ich weiß dass es idiotisch ist, aber obwohl wir uns noch nicht lange kennen, bedeutest du mir etwas. Und das lässt sich nicht ignorieren. Glaub mir, ich hab es versucht aber... das macht die ganze Sache nur noch schlimmer, verstehst du?" Ich blickte ihn an und schniefte leise und wichte mir die ersten Tränen, die gegen meinen Willen meine Wangen hinunter gelaufen waren, mit der and weg. "Es ist schon gut", murmelte ich leise, "Mir gehts gut..."
Nach oben Nach unten
Benjamin Tesslow
Musiker
Benjamin Tesslow


Anzahl der Beiträge : 280
Alter : 29
Ort : London

Der Reitplatz Empty
BeitragThema: Re: Der Reitplatz   Der Reitplatz EmptySa Apr 07, 2012 2:57 am

Ich war keiner dieser Menschen, der sich leicht verliebte. Generell fiel es mir schwer jemandem so richtig zu vertrauen. Ich verließ mich am besten auf mich selbst, weil ich mich selbst ja wohl am besten kannte. Doch wenn es dann doch passierte, dann Hals über Kopf und vollkommen. Es gab nie eine Teenager-Schwärmerei oder jemanden, den ich besonders fantastisch gefunden hätte, abgesehen von meiner ewigen, einzigen Liebe, deren Name mittlerweile wirklich jeder kennt. Ich kann nicht mehr genau sagen, wie ich mich damals in Annabell verliebt hatte. Es konnte sein, dass es passiert war, als sie mich auf unserer Klassenfahrt (auf der wir noch kein Paar gewesen waren) ganz sanft geweckt hatte, indem sie die Federn ihres Kissens immer wieder von meiner Stirn bis zu meiner Nase gestrichen hatte. Vielleicht war es passiert, als wir im Kino gesessen hatten und Menschen mit Popcorn abgeworfen hatten. Wahrscheinlich war es jedoch an unserem ersten Kuss passiert. In meinem Kopf spulte ich oft zu diesem Tag zurück und ging jede Sekunde durch, wenn es mir schlecht ging.
Umso überraschender war diese Geschichte mit Sam. Mittlerweile konnte sogar ich nicht mehr abstreiten, dass diese Gefühle nichts mit Verliebtsein zu tun hatten. Ich hing an ihren Lippen, wenn sie redete. Ich erwischte mich laufend dabei, wie ich sie beobachtete. Und immer wenn ich sie lachen hörte, musste ich grinsen. Aber warum? Was hatte diese Frau, was mich so faszinierte und mich so... merkwürdig sein ließ? Ich hatte oft genug mit anderen Mädchen geschlafen und mich nicht verliebt. Ich hatte auch mit anderen getrunken und gelacht und mich nicht verliebt. Und ausgerechnet die Frau, an die ich nicht mal denken sollte, brachte mich dazu. Das war doch zum verrückt werden. Sams Worte machten mich gleichzeitig glücklich, aber auch irgendwie traurig. Ich fand mich in der gleichen Situation wieder, in der sich Cat befand, oder? Naja, nicht wirklich. Immerhin wurden meine Gefühle erwidert. „Sam, ich...“, ich wollte ihr so viel sagen. Ich hatte alle Worte, die ich brauchte in meinem Kopf, doch ich wusste nicht mehr, wie man sie aussprach. „Du bist doch viel mehr als mir nicht egal. Du bist auch mehr als ein bloßer One Night Stand, sonst wär das alles heute nicht passiert. Von meiner Seite... Ich verstehe, wenn du William das nicht mehr antun willst... Das ist okay? Ich weiß doch wie es einem in einer Beziehung geht.“, sagte ich schließlich. Auch wenn es nicht stimmte. Es wäre nicht okay, wenn Sam zurückgehen würde und das Ganze hier vergessen wollte. Gott sei Dank sah sie das ähnlich. „Ich für meinen Teil kanns nicht ignorieren.“ Ich überlegte. Jede Möglichkeit schien aussichtslos. Wenn Sam ginge und versuchen würde, mich zu vergessen, wäre ich am Boden zerstört. Sie am Anfang wohl auch. Doch irgendwann würde es ihr vielleicht besser gehen. Oder sie würde es bereuen und sich schlussendlich doch von ihm trennen. Wenn sie bei mir bliebe, wäre ich glücklich, natürlich. Aber ich hätte Schuldgefühle William gegenüber, obwohl sich das vielleicht mit der Zeit legen würde. Von meiner Seite. Wie wäre es mit Sam? Erschrocken stellte ich fest, dass Tränen über ihr Gesicht zu rollen begannen. „Nein, nein, nein, nein, nein.“, flüsterte ich etwas verzweifelt. Verdammt, was sollte ich tun. „Es ist nicht gut, Sam.“, widersprach ich und hatte das Bedürfnis sie festzuhalten und nicht mehr loszulassen. Solange, bis alles sich zum Guten wenden würde. Instinktiv hob ich die Hand und wischte die übrigen Tränen weg, auch wenn ich Angst hatte, dass sie mich weg stoßen würde.“Wir kriegen das schon hin...“, sagte ich, mehr zu mir als zu ihr. Ich kriegte es am Schluss doch immer irgendwie hin.
Nach oben Nach unten
Samantha West
Besitzerin 'Queen of Rock 'n' Roll'
Samantha West


Anzahl der Beiträge : 129

Der Reitplatz Empty
BeitragThema: Re: Der Reitplatz   Der Reitplatz EmptySa Apr 07, 2012 6:25 am

Ich kam mir total hilflos vor, wie ich so vor ihm auf dem Pferd saß und nun nichts mehr gegen die Tränen unternehmen konnte die aus meinen Augen quollen. Ich gab mir alle Mühe sie zu unterdrücken, mich zusammen zu reißen, doch ich wusste ganz genau, dass ich nun so einen Punkt erreicht hatte in dem man sich nicht mehr zusammen reißen konnte. Es ging einfach nicht. Ich schluchzte noch einmal leise auf und hatte mit einem Mal das Bedürfnis mein Gesicht gegen seine Brust zu lehnen, die Augen zu schließen und zu warten bis es vorbei war. Doch wahrscheinlich würde es das Ganze ncht besser machen, es würde bloß mein schlechtes Gewissen stärken, also hockte ich einfach da mit gesenktem Kopf, sodass mir die roten Haarsträhnen ins Gesicht hingen. Bestimmt wirkte ich wie ein Häufchen Elend, aber so fühlte ich mich auch. Und das Alles war ganz sicher meine Schuld. Williams Abbild nahm vor meinem geistigen Auge Gestlt an und sein Anblick jagte mir einen schmerzhaften Stich durchs Herz. Der Erinnerungs-William lächelte mich an, und ich war mir ganz sicher, dass der Anblick aus einer erst kürzlich geteilten Erinnerung stammte... Aus unserer Renovierungsaktion? Der Gedanke ließ mich flüchtig Lächeln, denn das Ganze war auch wirklich zu schön gewesen. Wir hatten einen tollen Nachmittag gehabt, einen ebenso schönen Abend. Morgens war ich früh aufgestanden und in meine Bar gefahren. Und dann war ich Ben begegnet. Ab dem Zeitpunkt schien nichts in meinem Leben noch so zu sein wie es war. Jedes Mal wenn William mir ins Gesicht blickte rechnete ich jeden Moment damit, dass er die Wahrheit erkennen würde. Die letzten Nächte hatte ich nicht sonderlich gut geschlafen, denn sobald William neben mir lag glaubte ich jedes Mal an meinen Schuldgefühlen zu ersticken. Die Erinnerung daran ließ meine Augen noch einmal schmerzhaft brennen. Das Ben versuchte mich zu trösten spürte ich nur wie nebensächlich.
Bens Worte weckten widersprüchliche Gefühle in mir. Einerseits ließen sie mein Herz, so schmerzhaft es auch war, schneller Schlagen, andererseits erfüllten sie mich aber auch mit Trauer. Früher noch hätte ich vielleicht nicht hingehört, ich hätte mich vor der Wahrheit verschlossen, doch nun wusste ich, dass es keinen Sinn hatte. Ich wusste die Wahrheit ebensogut wie er, schließlich war mir klar was er in mir auslöste. Und natürlich machte es die Situation umso komplizieter. Noch einmal zuckten meine Schultern unter einem leisen Schluchzer, dann biss ich mir gest auf die Lippe und hob den Blick um ihn anzusehen. "Ich hab nie gesagt, dass du für mich bloß ein One Night Stand bist", sagte ich mit brüchiger Stimme, "Wenn ich das behaupten würde, dann wäre ich blind. Und wenn du das glauben würdest, dann wärst du es genauso." Die Worte schmerzten in meinem Herzen, aber ja doch, es waren die Tatsachen. Er hatte versucht mir zu sagen was in ihm vorging, nun verdiente er dasselbe. Entschlosse räüsperte ich mich. "Bevor wir uns begegnet sind, war ich mit William glücklich. Ich hab nie auch nur einen Gedanken daran verschwendet...", an dieser Stelle warf ich ihm einen bedeutsamen Blick zu in der Hoffnung er wüsste was ich meinte, "... Naja, du weißt schon. Ich will jetzt auch nicht behaupten, dass eine Frau die ihren Freund betrügt es gerne macht... aber ja, es gibt auch die Sorte von Frau, die in der Beziehung unglücklich sind. Aber das war ich nicht. Und jetzt ist alles plötzlich so kompliziert geworden." Ich sah ihn an und hoffte er konnte mir folgen. Kurz dachte ich schon ich würde erneut in Tränen ausbrechen, doch der Anflg legte sich schnell wieder. Ohne das ich es verhindern konnte nahm ich seine warme Hand und drückte sie vorsichtig, ohne so Recht zu wissen was ich mit dieser Geste ausdrücken sollte. "Was sollen wir jetzt tun?", fragte ich ihn leise und blickte ihn aus großen Augen an. Ob er mir auf diese Frage eine Antwort geben konnte wusste ich nicht. Auch nicht wie er nun reagieren würde. Und ehrlich gesagt verspürte ich plötzlich auch ein wenig Angst.
Nach oben Nach unten
Benjamin Tesslow
Musiker
Benjamin Tesslow


Anzahl der Beiträge : 280
Alter : 29
Ort : London

Der Reitplatz Empty
BeitragThema: Re: Der Reitplatz   Der Reitplatz EmptySa Apr 07, 2012 7:48 pm

Das war es. Die einzige Frage die Sinn machte in dieser Sekunde. Und die einzige die ich nicht beantworten konnte, oder wollte. Denn jede logische Antwort würde schlecht für mich ausgehen.
Wieso sollte jemand, der bei gesunden Menschenverstand war, eine glückliche Beziehung aufgeben, für jemanden wie mich? Selbst ohne alle Selbstzweifel war ich doch immer noch acht Jahre jünger als sie. Musste sie mich nicht für ein Kind halten? (Offenbar nicht, sonst würde das ein ganz anderes Licht auf die Geschichte werfen, wie ich verlegen feststellte). Und was bildete ich mir ein, wer ich war, zu verlangen, nein, zu erwarten, dass sie sich schlussendlich für mich entscheiden würde? Obwohl ich es, wenn ich ehrlich war, nicht wirklich erwartete. Es wahr mehr der kleine Hoffnungsschimmer.
Ich seufzte. Jede Antwort, die ich geben könnte wäre falsch. Oder gab es richtig und falsch? „Lass uns... überlegen. Was ist denn möglich? Und was wäre das Ergebnis?“, schlug ich vor, weil es mir wie der sinnvollste Weg erschien. „Du könntest beschließen, dieser Situation, mir, den Rücken zuzukehren und zu William zurückgehen. Du könntest es totschweigen und er müsste nie etwas davon erfahren. Ergebnis...?“ Ich dachte kurz nach. „Du zerfleischt dich selbst wegen deinen Schuldgefühlen und glücklich wirst du damit dann nicht? Vielleicht.“ Ich sah sie fragend an. Würde es so sein? Oder würde sie schneller darüber hinwegkommen, als ich dachte? „Du könntest bei mir bleiben.“, sagte ich und mein Gesicht erhellte sich kurz ein wenig hoffnungsvoll. „Wir könnten glücklich sein. Wir würden glücklich sein.“ Das glaubte ich wirklich. „Aber würdest du dich nicht für immer fragen, ob du es nicht mit William mehr hättest sein können? Glücklicher?“ Ich biss mir auf die Unterlippe. Das Alles machte mich fertig. Ich wollte ihr nicht zeigen wie verzweifelt ich tatsächlich war. Ich wollte, dass sie dachte ich hätte die Situation im Griff, aber sie schien mir zu entgleiten. Ich wollte nichts mehr als... was? Sie. Sam. Im Moment wollte ich sie so viel mehr als ich Annabell zurück wollte. Und um die kreisten meine Gedanken nun wirklich schon ewig. Die letzte Möglichkeit hatte ich noch nicht genannt. Weil ich Angst hatte? „Wir könnten zu deinem Freund gehen. Wir könnten ihm das Alles erklären. Du kannst es auch alleine machen. Alles andere würde ihn erschlagen. Doch was dann...?“ Wohin würde das führen? „Du musst dich entscheiden, Sam. Ich oder er.“ Das war die Antwort. So schmerzhaft und grauenvoll sie auch sein würde, es war die einzige Möglichkeit dieser Situation ein Ende zu setzen. Ich hatte Angst vor beiden Möglichkeiten. Natürlich wünschte ich mir nichts sehnlicher als diese wundervolle Lady endlich meine Freundin nennen zu dürfen. Aber was wenn es nicht hielt? Was wenn etwas unerwartetes passieren würde? Oder was wenn wir einfach nicht glücklich miteinander wären? Dann würde ich für immer das Gefühl habe, ihr jede Möglichkeit auf Glück genommen zu haben. Wenn sie sich für William entscheiden würde, dann würde mir das ein Loch ins Herz reißen, das sich nicht stopfen ließ. Aber immerhin würde ich sicher sein, dass Sam ihren William hatte und das wenigstens sie glücklich war. Und ich würde mich schon wieder fangen...
Ich hatte noch nie so viel gegrübelt. Alles schien falsch zu sein, alles schien mich zu erschlagen. Ich war überfordert und verzweifelt und ich fragte mich, wo mein selbstsicheres Ich war. Das, das zu allem immer nur einen schnellen, witzigen Kommentar übrig hatte und sich nie den Kopf zerbrach. Mein Selbst, das seine Gefühle allerhöchstens besang, um seine Probleme damit abzuhaken. Das klappte in dieser Situation einfach nicht. Und es trieb mich fast in den Wahnsinn.
Die ganze Zeit über hatte ich ihre Hand nicht losgelassen. Während ich geredet hatte, hatte ich mit ihren Fingern gespielt, wenn auch nur sanft. Es hatte mich irgendwie beruhigt. Ihre Hände waren so viel kleiner als meine und ich stellte fest, wie perfekt sie in meine passten. So warm aber irgendwie so zittrig, was wohl an dem allem hier lag.
Das Einfachste wäre ihr zu sagen, dass sie und das Alles hier mir nichts bedeutete. Sie damit von dem Zwang zu befreien, sich entscheiden zu müssen. Eine letzte Verzweiflungstat, wie wenn man bei einer Klassenarbeit am Schluss alles durchstreicht. Es würde es beenden. Doch sie würde mir kein Wort glauben. Und ich würde es nicht übers Herz bringen, ihr das zu sagen. Sie so zu belügen. Ich log nicht. Ich log nie. Zum ersten Mal in meinem Leben verfluchte ich diese Charaktereigenschaft, auf die ich immer so stolz gewesen war.
Ich sah ihr in die Augen und wartete ab. Glasklar und meerblau. Wie der Moment am Abend, wenn es noch nicht dämmert, aber der Himmel dieses eigenartige, schöne blau annimmt. Schön.
Nach oben Nach unten
Samantha West
Besitzerin 'Queen of Rock 'n' Roll'
Samantha West


Anzahl der Beiträge : 129

Der Reitplatz Empty
BeitragThema: Re: Der Reitplatz   Der Reitplatz EmptyMo Apr 09, 2012 5:44 am

Ich starrte Ben eine geraume Zeit an, vermutlich viel zu lange. Ich an seiner Stelle hätte mich selbst für apathisch oder völlig geistesgestört gehalten. Seine Worte schmerzten, in meinen Ohren, in meinem Herzen, sie bereiteten mir das altbekannte prickeln meiner Haut und verursachten zu allem Überfluss auch noch, dass unzählige andere Organe in meinem Inneren mit einem Mal verrückt spielten. Es waren genau die Worte vor denen ich mich gefürchtet hatte, mehr als vor allem anderen. Ben wollte ausgerechnet, dass ich mich entschied. Na schön, ich war die Einzige von uns die dem Ganzen ein Ende setzen konnte aber... So ein Mist, ich hasste es Leute die ich liebte zu verletzen! Denn, egal wie ich mich entschied, ich würde jemanden verletzen. Ich war diese Gedanken nun schon unzählige Male durhgegangen und das Ergebnis war immer wieder das gleiche: Jemandem wurde das Herz gebrochen. Und wer war daran Schuld? Niemand anderes als ich, Samantha West, die kleine Herzensbrecherin. Der Gedanke, so bitter er auch war, brannte in meinem Herzen wie Säure. Ich hatte das Gefühl unter der Last der Gefühle, des Inneren Chaoses, zu ersticken und ich klammerte mich an Bens Hand fest, so fest und verzweifelt als wäre ich eine Ertrinkende und seine Hand mein Rettungsring. Um jeden Preis kämpfte ich darum die aufwallenden Tränen zu unterdrücken, denn ich wollte auf keinen Fall schon wieder vor ihm in Tränen ausbrechen. Das Ganze war ohnehin schon schlimm genug, meine Tränen würden es ihm zusätzlich auch noch schwerer machen. Jedes seiner Worte quälte mich, zwar auf eine unterschiedliche Art und Weise, ein anderer Teil meines Herzens, aber es tat weh. Und als er schwieg, mich erwartungsvoll ansah und auf meine Antwort wartete, fühlte ich mich genauso ratlos wie vorher. Ich sah in sein Gesicht, blickte ihm in die Augen und dort entdeckte ich wie sehr auch er unter der Situation litt. Und was würde William erst tun? Wie würde er erst reagieren? Die Vorstellung brachte mich dazu leise, zischend die Luft zwischen meinen Zähnen einzusaugen. Am liebsten hätte ich die Augen geschlossen. Ich wünschte mi schon seit einer ganzen Weile das alles hier wäre bloß ein Traum. Und wenn ich wieder aufwachte, dann würde ich in Williams Armen liegen und alles wäre wie zuvor. Doch auch dieser Gedanke tat mir unglaublich weh. Inzwischen würde ich lieber sterben, als all die Erinnerungen, all die schönen Momente die ich mit Ben geteilt hatte, so unglaublich kurz wir uns auch kannten, zu vergessen. Bis ich Ben begegnet war hatte ich nicht an das Schicksal geglaubt. Ich hatte mich in William verliebt, als wir uns besser gekannt hatten. Erst waren wir Freunde gewesen, doch plötzlich war aus der Freundschaft Liebe geworden. Wir waren ein Paar geworden. Die Sache mit Ben war völlig anders. Schon vom ersten Moment an hatte ich es gespürt, tief in meinem Inneren, verborgen und versteckt in meinem Herzen, doch es ließ sich nicht leugnen. Die Gefühle die ich für ihn hatte. Sie waren einfach da gewesen, im ersten Moment als ich ihn damals im kalten Schnee auf der Straße mit seiner Gitarre hatte stehen sehen. Die Erinnerung daran ließ mich unwillkürlich lächeln.
"Ich kann das nicht, Ben", sagte ich schließlich mit leiser Stimme nach einer gefühlten Ewigkeit, "Nicht so schnell, nicht jetzt. Ich brauche Zeit, verstehst du? Ich muss nachdenken... über uns, über William und mich. Einfach über alles." Lise seufzend strich ich über seine Hand, seine warme Haut unter meinen Fingern zu spüren ließ mich Lächeln. Es f+hlte sich einfach so wunderschön an. Dennoch verblasste das Lächeln so schnell es wieder gekommen war und ich wurde wieder zu der ernsten Sam, die Sam die er inzwischen kennen musste. Doch ich konnte es nicht ändern. All der Druck der auf mir lastete überlagerte meine sonst so gutgelaunte, fröhliche Ausstrahlung.
"Ich weiß, ich bin viel zu Ernst", murmelte ich und blickte ihn an, "Das ist nicht die Sam in die du dich verliebt hast, was? Und... wennn... falls ich mich für dich entscheide... die erste Zeit wird nicht einfach sein." Ich blickte ihn an, blickte ihm so tief in die Augen, dass diese grünen Flecken mein ganzes Blickfeld ausfüllten. Er musste es einfach wissen. Er musste wissen worauf er sich da einließ. "Meine Familie... Es wird ein Schock für sie sein", sagte ich ihm, "Ich habe meiner Schwester von dir erzählt und... sie war entsetzt. Wenn es nach ihr ginge hätten wir uns nie wieder gesehen. Tja, aber mit dem hier hätte noch nicht einmal sie gerechnet." Ein kleines Lächeln zog meine Mundwinkel nach oben. Es fühlte sich gut an zu Lächeln... Ein Gefühl wie Freude schien mir in so kurzer Zeit beinahe schon fremd geworden zu sein. "Ich weiß nicht wie sie das Ganze aufnehmen würden", sagte ich ihm und blickte ihn an, "Ich liebe meine Familie, sie sind alles für mich, vor allem meine kleine Schwester. Wenn du sie kennen lernen könntest..." Das Lächeln wurde eine Spur breiter. Vor meinem geistigen Auge entstand ein Bild. Ben und Susi zusammen am Frühstückstisch in unserer Wohnung in Dublin. Ich saß neben Ben, hielt seine Hand. Mum und Dad und mein Bruder wären auch da... das Bild wirkte so real, so wirklich, dass mir schon wieder die Tränen in die Augen stiegen. "Es könnte aber auch sein, dass... sie es nicht akzeptieren würden. Sie könnten dich nicht akzeptieren", sagte ich weiter mit belegter Stimme und augenblicklich umklammerte ich seine Hand fester. Der Gedanke daran, dass meine Worte Wirklichkeit sein könnten... werden könnten ließ mir fast das Herz stehen. Es wäre so schmerzhaft für mich, wenn sie Ben nicht akzeptieren würden. Und, was noch viel schlimmer wäre: Wenn sie mich nicht verstehen könnten. Ich schluckte einmal, unterdrücckte die Tränen mit ein paar Augenniederschlägen, denn ich hatte noch mehr auf dem Herzen.
"Und... ich muss es William sagen", sagte ich leise, "Er hat die Wahrheit verdient. Er... hat es verdient zu entscheiden. Vielleicht will er mich ja gar nicht mehr wenn er es weiß." Ich sah Ben immer noch an, doch nun löste ich langsam meine Hand aus seinem Griff.
"Ich werde es ihm sagen", erklärte ich ihm mit versucht fester Stimme, "Du musst nicht mitkommen, das würde ihn bloß... noch mehr verletzen." Langsam hob ich die Hand und berührte Bens Wange. Die Stoppeln darauf spürte ich inzwischen kaum, sie waren ein Teil von ihm, ebenso wie seine wundervollen Augen, das ich liebte. "Lass mir eine Nacht Zeit um mich zu entscheiden und mit William zu reden", bat ich ihn leise, "Morgen treffen wir uns. Keine Angst, ich find deine Adresse schon." Mit einem zögerlichen Lächeln blickte ich ihn an, dann beugte ich vor und gab ihm einen sanften, zärtlichen Kuss auf die Wange. Noch ein letztes Mal blickten wir uns in die Augen, dann ließ ich mich vom Pferd hinab gleiten. Obwohl es mir, meinem herzen, unglaublich schwerfiel verließ ich den Reitplatz. Mir stand nun noch etwas viel schwereres bevor.

>> Samathas und Williams Haus
Nach oben Nach unten
Benjamin Tesslow
Musiker
Benjamin Tesslow


Anzahl der Beiträge : 280
Alter : 29
Ort : London

Der Reitplatz Empty
BeitragThema: Re: Der Reitplatz   Der Reitplatz EmptyMi Apr 11, 2012 8:58 am

Ich hatte schweigend zugehört. Bis ganz zum Schluss hatte ich nichts gesagt, um jetzt alles auf einmal loszuwerden. "Wow. Ich ähm." Wo sollte ich anfangen? Nachdenklich und etwas verlegen kratzte ich mich am Hinterkopf. "Deine Familie muss mich nicht gern haben. Es wäre absurd wenn sie mich ohne weiteres akzeptieren würden, oder? Ich würd sagen... hm." Ich seufzte leise. Ich war ein ziemlich friedliebender, umgänglicher Mensch. Ich wollte gemocht werden, so war das nunmal einfach, deswegen würde es mir schwer fallen, abgelehnt zu werden. "Was das andere angeht. Ich bin heute auch nicht unbedingt ich selbst. Und ehrlich gesagt fänd ichs gruselig wenn du jetzt einen auf Ich-bin-ja-ein-so-fröhlicher-Mensch machen würdest.", meinte ich und grinste sogar. Mir war durchaus bewusst, dass sie unter dieser Situation mehr leidete als ich es tat. Schonwieder diese Tränen. Ich war mir klar darüber, dass ich sie trösten sollte, doch ich bezweifelte, dass ich die richtige Person dafür war. Deswegen nickte ich, als sie sagte, sie würde es ihm sagen. "Wer würde dich nicht wollten..?", meinte ich leise, mehr zu mir als zu ihr. Fast hätte ich ihr 'Viel Glück' gewünscht, doch wäre das nicht unangebracht gewesen?
Ihre Hand auf meinem Gesicht war warm und sanft, genau wie ihr Kuss. Irgendwie wollte ich auch wieder nicht, dass sie ging, sondern blieb. Doch das war die einzige Möglichkeit, das war mir sonnenklar. Also betrachtete ich, wie sie verschwand und mich allein ließ.
Mein nächstes Problem war dieses Vieh wieder in seinen Stall zu befördern. Ich konnte es nicht einfach hier stehen lassen. Vorsichtig rutschte ich von seinem Rücken und bemühte mich, ihm nicht wehzutun. "Na du... mann, du bist mir echt zu groß. Aber solche Probleme hast du nicht, hm? Kennt eure Spezies sowas wie Eifersucht und Liebe? Wahrscheinlich nicht, hm?" Super. Jetzt redete ich schon mit Pferden. Irgendwo im Haus des Hofes ging ein Licht an. Verdammt. So schnell es ging führte ich das Tier zurück in die Box und verriegelte die Tür. Gerade als jemand den Stall betrat verschwand ich nach draußen und rannte zur U-Bahnstation, um nach Hause zu fahren.

tbc.: wherever
Nach oben Nach unten
Gesponserte Inhalte





Der Reitplatz Empty
BeitragThema: Re: Der Reitplatz   Der Reitplatz Empty

Nach oben Nach unten
 
Der Reitplatz
Nach oben 
Seite 1 von 1

Befugnisse in diesem ForumSie können in diesem Forum nicht antworten
Londonparadise :: Gestüt Coolmore-
Gehe zu: